Zum 72. Jahrestag: München liest - aus verbrannten Büchern heute auf dem Königsplatz vor der klassizistischen Antikensammlung.

Kinder tragen "Emil und die Detektive" von Erich Kästner vor.

Bald komme ich dran und lese aus "Escape to life" von Erika und Klaus Mann, den Anfang des Kapitels über die Lage der Schriftsteller im amerikanischen Exil. Ich bin Lesungen nicht gewöhnt, das Mikrofon stört mein Blickfeld, ich halte mich an den Zeilen fest und achte auf die Betonung.

Als ich mich wieder setze, kommt Sibylle dazu, dann werden Gedichte von Erich Mühsam angesagt und wir dürfen lachen: Es folgt "Der Revoluzzer" - über die Sozialdemokratie... Beim Aufwärmen im Café blättere ich in der Süddeutschen, auf Seite drei ein Artikel über Müntefering.

(Im Hintergrund die ehemalige Parteizentrale, vorne ein Musikschüler.)

Später liest ein Student der ebenfalls benachbarten Musikhochschule: Er hat dort Unterricht, wo das Münchner Abkommen unterzeichnet wurde.

Der umstrittene Brandfleck von Wolfram Kastner. Dieses Jahr verlangt die Stadt 350 Euro Gebühr - für die Überdeckung mit Rollrasen.

Die Bücherlesung findet jedes Jahr statt, auch in anderen Städten.